Stadt Bern bekennt sich zum Rassismusproblem

Die Stadt Bern hat zur 14. Durchführung der Aktionswoche gegen Rassismus ein besonderen Programmpunkt geplant. Alle Augen richteten sich dabei auf einen uralten Baum.

Die Stadt Bern spricht klare Worte gegen Rassismus.

Graue Wolken und rieselnder Regen sind an diesem Donnerstagmorgen über der Stadt Bern zu sehen. Normalerweise ein Tag, wo man sich am liebsten zuhause unter der Bettdecke verkriecht. Dennoch haben sich etwa 30 Menschen auf den Weg zur Münsterplattform unweit beim Pavillon der Kornhausbibliothek gemacht. Sie alle sind der Einladung von Gemeinderätin Franziska Teuscher und dem Co-Präsidenten der Fachkommission für Migrations – und Rassismusfragen, Saare Yosief gefolgt. 

Anlass ist die 14. Aktionswoche der Stadt Bern gegen Rassismus, die vergangenen Samstag begonnen hat. Derweil können Interessierte bei freiem Zugang verschiedene Workshops, Theaterstücke und Podiumsgespräche über das Thema «Rassismus in verschiedenen Lebensbereichen» besuchen. Der Schwerpunkt liegt in diesem Jahr auf Schulen und Bildung. Fast 50 Veranstaltungen unter Mitwirkung von Organisationen der Zivilgesellschaft sind auf dem Programm aufgelistet – mehr als je zuvor.  

Mehr als 100 Jahre an Ort und Stelle 

Pünktlich um 10 Uhr begrüsst Teuscher schliesslich die unter mehrheitlich Schirmen versteckten Anwesenden: «Die Münsterplattform ist ein Ort, wo sich ganz viele Menschen treffen. Deshalb haben wir uns entschieden, hier ein Zeichen gegen Rassismus zu setzten.» Dieses Zeichen ist eine grossgewachsene Kastanie. Über 100 Jahre sind ihre Wurzeln schon fest im Boden verwachsen. Die Äste sind weit grösser als die der umliegenden Bäume. 

Um den dicken Baumstamm hängt eine farbige Fahne mit der Aufschrift «Aktionswoche der Stadt Bern gegen Rassismus». 

«Der Baum soll uns daran erinnern, dass der Prozess der Selbstreflexion und die Arbeit gegen Rassismus nie enden, sondern eine permanenter Weg der Auseinandersetzung sind», betont Teuscher. Sein mächtiges Erscheinungsbild symbolisiere das Engagement und den Leidenschaftlichen Kampf der Stadt Bern gegen Rassismus. Entsprechend sei es wichtig konsequent und aktiv gegen jeglichen Hass vorzugehen. 

Appell in Richtung Berner Stadtregierung

Als zweiter und letzter Redner ergreift Yosief das Wort. Der gebürtige Berner, kennt das Gefühl nur allzu gut aufgrund seiner dunklen Hautfarbe rassistischen Beleidigungen ausgesetzt zu sein. Umso mehr appelliert er jetzt an die Stadt Bern sich fortlaufend gegen rassistische Diskriminierung jeder Art einzusetzen: «Mit dem heutigen Bekenntnis verpflichten wir uns alle dazu, uns mit Rassismus auseinanderzusetzen. Es steht für die Hoffnung eines Tages in einer rassismusfreien Gesellschaft zu leben.» 

Mittlerweile konnten die Schirme geschlossen werden. Die Wolken haben sich allmählich aufgelöst. Erste Sonnenstrahlen sorgen für Schattenplätze. Damit kann der letzte Akt bei besten Wetterbedingungen durchgeführt werden. Im Mittelpunkt steht dabei eine bronzengefärbte Plakette, die ein Vertreter von Stadtgrün Bern kurze Zeit später direkt vor die Kastanie im Kiesboden befestigt. Und auf deren Inschrift steht: «Rassismus hat in Bern keinen Platz». Deutlichere gewählte Worte sind schwierig zu formulieren.